Patenschaften und Spenden für Kinder in Nepal
Nepal ist immer wieder von Naturkatastrophen betroffen, zuletzt hatte 2015 ein Erdbeben verheerende Folgen. Plan International sorgte mit Soforthilfemaßnahmen und mittels Ihrer Spenden für schnelle Unterstützung. Seitdem arbeiten wir gezielt daran, auch die Katastrophenvorsorge zu verbessern, damit die Menschen bestmöglich auf drohende Gefahren vorbereitet sind. Erfahren Sie hier mehr über unsere Arbeit als Kinderhilfswerk in Nepal.
Ein Überblick
Nepal grenzt im Norden an China und im Süden an Indien. Weite Teile des Landes werden vom Himalaya durchzogen. Nur die schmale Grenzregion zu Indien, das Terai, wo fast die Hälfte der Bevölkerung lebt, ist flach und landwirtschaftlich intensiv nutzbar. Hier befinden sich auch die meisten großen Städte und wirtschaftlichen Zentren des Landes. Die sich anschließenden Bergregionen sind aufgrund des ausgeprägten Reliefs bereits schwer zugänglich und in den Hochlagen nur noch schwach besiedelt. Der Großteil der Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen und betreibt Landwirtschaft überwiegend zum Eigenbedarf. Die nepalesische Gesellschaft ist stark vom Hinduismus und dem Kastenwesen geprägt.
Nachdem die Gebiete des heutigen Nepal als Königreich Gorkha vereinigt wurden, kam es nach Territorialstreitigkeiten 1814 zum Krieg mit der Britischen Ostindien-Kompanie. In der Folge wurde Nepal britisches Protektorat, war aber weitestgehend unabhängig. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Nepal eine Monarchie, wobei die Macht des Königs beschränkt war. Das Land wurde autoritär regiert und Bestrebungen nach mehr Demokratie waren weitestgehend erfolglos. 1991 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt. Schließlich wurde die Monarchie 2008 in Folge eines langjährigen Bürgerkriegs abgeschafft.
Zur Situation heute
Nach jahrelangem und zähem Ringen, wurde im Jahre 2015 eine neue Verfassung verabschiedet. Allerdings konnten noch immer nicht alle kontroversen Punkte endgültig geklärt werden. Die Grenzziehungen einzelner Provinzen, der politische Einfluss der einzelnen Regionen sowie die Frage nach den Rechten von Minderheiten bleiben weiterhin umstritten. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist trotz des Friedenprozesses verhalten. Von den Auswirkungen des verheerenden Erdbebens im Jahre 2015 erholt sich das Land nur langsam. Nepal zählt zu den ärmsten Ländern Südostasiens.
Plan International in Nepal
Plan International arbeitet seit 1977 in Nepal und erreichte 2016 das Umfeld von über 39.000 Patenkindern und ihren Familien. Wir konzentrieren unsere Arbeit zunehmend auf besonders benachteiligte Gruppen, wie Mädchen, Kinder mit Behinderungen oder ethnische Minderheiten. Dazu gehören auch die Dalits, die auf der untersten Stufe des Kastensystems stehen und extremen Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Arbeitsansatz von Plan International
Unser Arbeitsansatz, die kindorientierte Gemeindeentwicklung, beruht auf den Grundrechten von Kindern: das Recht auf Leben, Entwicklung, Mitwirkung und Schutz. Kindorientierte Gemeindeentwicklung bedeutet mit und für Kinder zu arbeiten. Mädchen und Jungen, Jugendliche, ihre Familien und Gemeinden sind an der Planung und Durchführung von Projekten beteiligt, um ihre eigene Entwicklung voranzubringen. Die Gemeinde trägt Verantwortung für die Projekte, um deren Nachhaltigkeit zu sichern, auch nachdem wir unsere Arbeit in diesem Gebiet beendet haben. Von zentraler Bedeutung ist es, Kompetenzen von Gemeindemitgliedern zu stärken, damit sie die Herausforderungen in ihren Gemeinden effektiv bewältigen können. Dies trägt dazu bei, strukturelle Kinderarmut zu beseitigen.
Da der Staat eine wichtige Rolle bei der Umsetzung und Einhaltung der Kinderrechte spielt, arbeiten wir mit Regierungsstellen zusammen und unterstützen sie darin, ihre Verpflichtungen gegenüber den Gemeindemitgliedern wahrzunehmen und vorhandene Gesetze und Vorgaben umzusetzen. Gleichzeitig bieten wir Kindern und Erwachsenen in unseren Partner-Gemeinden Schulungen zu ihren Rechten an. Sie sollen in der Lage sein, ihre Rechte einzufordern. Wir setzen uns besonders für ausgegrenzte und benachteiligte Kinder ein, damit sie ihre Rechte wahrnehmen und den Kreislauf von Diskriminierung, gesellschaftlicher Nichtteilhabe und Kinderarmut durchbrechen können.
Herausforderung: Gesundheit, Erziehung, Ernährung
Die Gesundheitssituation von Müttern, Neugeborenen und Kindern, die zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen zählen, gibt Anlass zur Sorge. Die Mütter- und Kindersterblichkeitsraten sind für diese Familien, die zumeist wirtschaftlich schlecht gestellt sind und einen geringen Bildungsgrad aufweisen, besonders hoch. Viele Schwangere können sich nicht regelmäßig untersuchen lassen und entbinden zu Hause ohne medizinische Hilfe. Im Landesdurchschnitt sind etwa 30 Prozent der Kinder mangelernährt, was sie schwächt und besonders anfällig für Krankheiten macht. Häufig sind die Erziehungsmethoden nicht kindgerecht. Schon frühzeitig werden traditionelle Geschlechterstereotype vermittelt, die die Benachteiligung von Mädchen verstärken.
Plan-Programm: „Ein gesunder Start ins Leben für Mädchen und Jungen“
Unser Ziel ist es, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben und Mädchen nicht benachteiligt werden. Wir verbessern die medizinischen Versorgungangebote, so dass vor allem Kinder, Mütter und Schwangere die Möglichkeit haben, sich regelmäßig untersuchen zulassen. Schwangere informieren wir über kindgerechte und ausgewogene Ernährung und vermitteln ihnen beispielsweise, wie wichtig es ist, Säuglinge lange zu stillen.
Die Mütter werden außerdem sensibilisiert, Anzeichen von Entwicklungsstörungen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen und schnell ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch regelmäßige Beratungsangebote wollen wir auch gezielt die Väter ansprechen, um sie dafür zu gewinnen, ihre Kinder von Anfang an aktiv zu begleiten. So tragen wir dazu bei, traditionelle Geschlechterrollen zu überdenken und geschlechtsspezifische Diskriminierung zu überwinden. Wir sensibilisieren die Eltern dafür, ihre Kinder bereits frühzeitig zu fördern und sowohl Mädchen als auch Jungen die gleiche Fürsorge zu teil werden zu lassen. Eltern erhalten Ratschläge und Hinweise, wie sie die altersgemäße Lernentwicklung ihrer Kinder zu Hause gut unterstützen können. Außerdem erweitern wir den Zugang zu Kindergärten und Vorschulen.
Herausforderung: Nicht alle Kinder haben Zugang zu Bildung
Trotz einiger vielversprechender bildungspolitischer Fortschritte bestehen in diesem Bereich noch große Herausforderungen. Einschulungsraten, Unterrichtsqualität, Bildung für Kinder mit Behinderungen sowie Chancengleichheit sind Kernprobleme, die dringend angegangen werden müssen. Immer noch gehen etwa 650.000 Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren nicht zur Schule. Im Bereich der weiterführenden Schulen ist der Anteil deutlich höher, was insbesondere für Mädchen gilt, von denen weniger als die Hälfte die neunte Klasse besucht.
Bei dem verheerenden Erdbeben von 2015 wurden viele Schulen beschädigt oder zerstört. Die meisten Schulen sind darüber hinaus schlecht ausgestattet und es stehen nicht genügend Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung. Auch Gewalt an Schulen ist ein Problem, unter dem viele Kinder leiden.
Plan-Programm: „Gleiche Bildungschancen für Mädchen und Jungen“
Auch im Bildungsbereich setzen wir uns für Gleichberechtigung ein. Wir vermitteln Lehrkräften Methoden und Anregungen, damit sie den Unterricht so gestalten können, dass Mädchen nicht benachteiligt werden. Schulen sollen besser auf die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen oder gesellschaftlich marginalisierten Kinder, wie die Dalits, eingehen, um sie in ihren Bildungschancen zu stärken.
Wir arbeiten daran, dass Schulen sicherer werden und im Katastrophenfall Schutz bieten, barrierefrei sind und mit Latrinen ausgestattet werden, die nach Geschlechtern getrennt sind. In der Vor- und Grundschule fördern wir insbesondere die kindgerechte Ausstattung der Klassenräume und die Verbesserung der Unterrichtsqualität durch Fortbildung der Lehrkräfte. So tragen wir dazu bei, dass die Kinder besser lesen und schreiben lernen. Um speziell die Bildungschancen für Kinder ethnischer Minderheiten zu verbessern, fördern wir Unterrichtsangebote in deren Muttersprache. Wir setzen uns dafür ein, dass auch Mädchen nach der Grundschule die weiterführende Schule besuchen und bieten über Förderkurse und Stipendien gezielte Unterstützungsangebote. Kindern und Jugendlichen, die ihren Schulbesuch abgebrochen haben, wollen wir durch Intensivkurse und außerschulische Bildungsangebote helfen, ihre Schulbildung fortzusetzen. Auch auf Regierungsebene verfolgen wir das Ziel, Mädchen in ihren Bildungschancen zu stärken und setzen uns vehement gegen jede Form von Gewalt an Schulen ein.
Herausforderung: Begrenzte Möglichkeiten für Jugendliche und Benachteiligung von Mädchen
Jugendliche haben keine Zukunftsperspektiven und junge Frauen sind wirtschaftlich stark benachteiligt. Viele Jugendliche suchen vergeblich Arbeit und der Staat bietet kaum Unterstützung. Private berufliche Ausbildungsplätze sind rar und oft zu teuer. Sofern eine Arbeit gefunden wird, ist die Bezahlung schlecht. Frauen verdienen zudem deutlich weniger als Männer bei vergleichbarer Beschäftigung. Frühe Schwangerschaften erschweren die Situation der Frauen weiter. Über 15 Prozent der verheirateten Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren sind schwanger oder haben bereits ein Kind. Etwa ein Viertel aller Schwangerschaften sind ungeplant. Häufig fehlt es an Aufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln. Untersuchungen belegen, dass sich der überwiegende Teil der Männer Söhne wünscht, was zu einer Diskriminierung der Töchter führt.
Plan-Programm: „Stärkung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung“
Unser Ziel ist es, besonders Mädchen und junge Frauen zu stärken, damit sie wirtschaftlich unabhängig werden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu vermitteln wir Jugendlichen arbeitsmarktrelevante Kompetenzen sowie berufliche Qualifizierungsmaßnahmen. Wir stehen mit Arbeitgebern in Kontakt, um Jugendlichen den Einstieg in das Arbeitsleben zu erleichtern. Außerdem unterstützen wir junge Erwachsene dabei, Ideen für kleine Unternehmen zu entwickeln und diese umzusetzen. Wir klären Mädchen und junge Frauen über ihre Rechte auf und unterstützen sie dabei, aktiv zu gesellschaftlichen Veränderungen beizutragen.
Wir bilden ihre Führungsfähigkeiten aus und stärken Gruppen, in denen sich Jugendliche austauschen, diskutieren und voneinander lernen können. Ein wesentlicher Aspekt ist die Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Mädchen und junge Frauen sollen selbst darüber entscheiden, ob, wann und mit wem sie Kinder haben möchten. Sie lernen über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte und erhalten Zugang zu entsprechenden Einrichtungen. Gleichzeitig binden wir Jungen und Männer ein, um sie für die Gleichberechtigung der Geschlechter zu gewinnen und zu überzeugen, gesellschaftliche Veränderungen mitzutragen.
Herausforderung: Geschlechtsbezogene Gewalt und mangelnder Kinderschutz
Viele Mädchen und Frauen erleben geschlechtsbezogene Gewalt, wie Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Entführungen oder leiden unter schädlichen Praktiken, wie etwa die Verfolgung wegen angeblicher Hexerei. Etwa ein Drittel aller Ehefrauen sehen sich von ihrem Partner einer Form von Gewalt ausgesetzt. Außerdem müssen viele Kinder bereits in jungen Jahren im Haushalt oder auf dem Feld helfen oder einer anderen Arbeit nachgehen, so dass sie nicht zur Schule gehen können. Frühe Heirat ist in Nepal weit verbreitet. Über 40 Prozent aller Mädchen in ländlichen Regionen heiraten vor dem achtzehnten Geburtstag. Für Mädchen und Frauen, die der stark benachteiligten Gruppe der Dalits angehören, ist der Anteil sogar deutlich höher.
Plan-Programm: „Mädchen und Jungen vor Gewalt schützen“
Wir klären Eltern, Gemeindeleitungen und religiöse Führungen über genderbasierte Gewalt und diskriminierende Gesellschaftsnormen auf. Kindern vermitteln wir Verhaltensstrategien, um sich selbst und andere vor Gewalt und Missbrauch zu schützen. Wichtig ist es, die Familien auch für Gefahren im Zusammenhang mit neuen Medien und dem Internet zu informieren. In den Gemeinden installieren wir Kinderschutzmechanismen, wie telefonische Hilfsangebote und Anlaufstellen für Opfer von Gewalt und Missbrauch. Betroffenen Mädchen bieten wir gezielte Unterstützung an. Wir arbeiten mit Polizei und Justiz zusammen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Kinderschutz und genderbasierte Gewalt zu sensibilisieren. Im Rahmen unserer Lobbyarbeit setzen wir uns für schärfere Gesetze ein, die sich gegen frühe Heirat, Entführungen von Kindern und Kinderarbeit richten.
Herausforderung: Naturkatastrophen
Nepal zählt zu den zwanzig Ländern der Welt, die am stärksten von Naturkatastrophen betroffen sind. Immer häufiger kommt es zu Überschwemmungen und Erdrutschen. 2015 ereignete sich das letzte schwere Erdbeben, von dem vierzehn Distrikte des Landes stark betroffen waren und das 9.000 Todesopfer forderte. Dabei wurden 700.000 Häuser und 10.000 Schulen zerstört. Nach wie vor haben viele Menschen, besonders in ländlichen Regionen und Angehörige unterer Kasten, keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Weniger als die Hälfte aller Haushalte auf dem Land nutzen Wasser und Seife für die tägliche Hygiene.
Plan-Programm: „Kindorientierte Katastrophenvorsorge und -hilfe“
Wir unterstützen die Gemeinden dabei, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen und Schutzmechanismen zu entwickeln, um die Risiken in den Gemeinden zu minimieren und bestmöglich auf drohende Gefahren vorbereitet zu sein. Die Kinder und Jugendlichen sind dabei aktiv beteiligt und bringen ihre Ideen, Wünsche und Bedürfnisse ein. Gemeinsam mit Partnern entwickeln wir Frühwarnsysteme und treffen Vorkehrungen, um im akuten Katastrophenfall schnell und effektiv Soforthilfe leisten zu können. Im Rahmen unserer Arbeit berücksichtigen wir auch besonders die Herausforderungen des Klimawandels. Außerdem setzen wir uns dafür ein, die Trinkwasserversorgung zu verbessern und die Gemeinden mit Latrinen auszustatten.
- Plan in Nepal (3,05 MB, PDF herunterladen )