Der Menstruations-Kiosk
Viele Mädchen gehen während der Menstruation nicht in die Schule, weil sie sich schämen, und die Schulen weder Menstruationsprodukte noch Abfalleimer zur Verfügung stellen. Plan International setzt sich zur Verbesserung dieser Situation ein. Mädchen verpassen weniger Schultage, haben bessere Noten und sind entschlossener, ihre Bildung fortzusetzen.
Ein Kiosk wird gegründet
"Günstige Binden waren hier nicht erhältlich", sagt Lucky, Gründerin des ersten Menstruations-Kiosks. "Viele Frauen schämen sich und kennen die richtige Handhabung der Periode nicht, was oft Krankheiten verursacht.
Im Stadtteil Barisal in Bangladesch, in dem die 40-jährige Lucky lebt, wird das Thema Menstruation nur selten erwähnt. Mädchen und Frauen sprechen nicht über Menstruationshygiene und die meisten haben keinen Zugang zu hygienischen Binden, weil sie zu teuer sind. Stattdessen sind sie gezwungen, alte Stoffstücke zu verwenden, um das Blut jeden Monat aufzusaugen.
"Die meisten Frauen in unserem Dorf kauften keine Binden", sagt Lucky. "Da die meisten Verkäufer männlich sind, ist es den Frauen peinlich, sich von ihnen Binden verkaufen zu lassen. Deshalb ist es so wichtig, dass sie die Binden bei Frauen in einem angenehmen Rahmen kaufen können.
Als Alternative benutzen Viele ein Tuch oder ein Stück Stoff. Dies ist ihnen oftmals ebenfalls sehr peinlich, weil sie es draussen in der Sonne trocknen lassen sollten. Da dies jedoch ein Tabuthema ist, lassen viele Mädchen und Frauen das Tuch feucht, was oft zu Infektionen führt", fügt Lucky hinzu.
Schule statt Scham
Die Folgen davon sind, dass die Mädchen und jungen Frauen während der Periode nicht zur Schule gehen. Einerseits wegen der Schwierigkeiten des Umgangs mit der Blutung und der damit verbundenen Verlegenheit. Und andererseits, da die meisten Schulen nicht über die entsprechenden Einrichtungen verfügen. Beispielsweise gibt es häufig keine Mädchentoiletten oder keinen geeigneten Platz für die Entsorgung der Binden.
Wenn Mädchen die Schule schwänzen, verpassen sie jeden Monat einige Tage den Unterricht. Mit der Zeit verlassen viele die Schule, weil sie aufgrund des verpassten Unterrichtsstoffs und den daraus folgenden schlechteren Noten demotiviert sind. Dann werden sie oft in die Ehe gezwungen, bevor sie das Erwachsenenalter erreichen.
Kioske verbreiten sich
Lucky war eine Kinderbraut, die im Alter von 14 Jahren heiratete. Sie ist entschlossen, zur Veränderung der Situation beizutragen. Sie betreibt einen SaniMart - einen kleinen Kiosk. Er bietet nicht nur eine saubere, hygienische Kundentoilette, sondern auch Binden sowie auch Reinigungs- und Erste-Hilfe-Produkte an.
Als die Produktionsstätte eingerichtet wurde, stellte Plan International Lucky die notwendigen Startmaterialien zur Verfügung - eine automatische Plattenmaschine, einen Trockner, eine Baumwollraffineriemaschine, eine Nähmaschine sowie Baumwolle, Gaze und Verbände - und brachte ihr die Bedienung der Geräte bei. "Plan International hat seine Unterstützung auf uns ausgedehnt", erklärt Lucky. "Sie gaben uns alles was wir brauchten, um die Bindenproduktion und den Verkauf starten zu können.
Über 25’000 Mädchen und junge Frauen, in ganz Bangladesch sind in diesem Bereich tätig. Plan International hilft Frauen und Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, ihre eigenen Produktionsstätten wie dem Kiosk zu gründen – mit Erfolg. Es tauchen in ländlichen Gemeinden im ganzen Land neue Kioske auf. Sie konnten von den Erkenntnissen des ersten Kiosks profitieren und erhielten Schulungen und Materialien, um effektive, kostengünstige Binden herzustellen zu können.
Wie ein Kiosk hilft
Fünfzehn junge Frauen arbeiten jetzt mit mir zusammen und wir produzieren zirka 1'700 Binden pro Woche. Positiv ist auch, dass ich ein Einkommen erziele und dadurch meine Kinder und Familie unterstützen kann.", sagt Lucky. "Wir hoffen, dass sich unsere kleine Initiative eines Tages noch weiterverbreitet und alle von der verbesserten Hygiene profitieren können."
Neben der wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen wurde auch die Entscheidungsbefugnis über ihre Gesundheit wieder in die Hände von Frauen gelegt. Die Mädchen, die im Laden arbeiten, ermutigen andere Ladenbesitzer, Apotheken, Schulen und Hochschulen, ihre Hygieneprodukte zu kaufen. Durch ihre Marketingkampagne und Sensibilisierungsaktivitäten liefern sie Binden an 138 Schulen, 12 Apotheken, viele Geschäfte und Kliniken sowie direkt an Einzelpersonen. Und die Tatsache, dass Mädchen den Kauf und die Verwendung von Binden öffentlich vermarkten und fördern, ist ein positiver Schritt zur Stärkung der Mädchen an sich.
Die Einführung des Kiosks hat den Mädchen den Schulbesuch angenehmer gemacht. Jetzt, da Binden erschwinglich und zugänglich sind, fühlen sie sich während der Menstruation wohl dabei, das Haus zu verlassen, sie gehen wieder mehr zur Schule, und arbeiten besser im Studium.
Ihre Leistung im Unterricht bestärkt sie und sie sind entschlossener, ihre Ausbildung fortzusetzen. Infolgedessen besteht die Hoffnung, dass der Kiosk zur sozialen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Mädchen und jungen Frauen beiträgt und die Häufigkeit von Kinderheiraten verringert.
Zahlen:
Umfragen in Bangladesch haben ergeben, dass über 80 Prozent der menstruierenden Mädchen und Frauen keine geeigneten Hygieneprodukte oder -praktiken hatten, so dass sie von einer Infektion bedroht waren. Von diesen Mädchen gaben 40 Prozent an, dass sie während der Menstruation oft die Schule verpassen, während mehr als 70 Prozent von den Aktivitäten der Gemeinschaft ferngehalten werden und nur 32 Prozent gaben an, dass sie wussten, was Menstruation war, bevor sie begann - so dass die Mehrheit annahm, dass eine normale Körperfunktion tatsächlich ein beunruhigendes Ereignis sein könnte.