Swiss Champions of Change
Das Schweizer Pilotprojekt Swiss Champions of Change befähigt junge Frauen und Männer, sich für die Gleichstellung der Geschlechter, eine gelebte Vielfalt und die Partizipation von Lernenden in ihren Unternehmen einzusetzen. Unser Antrieb: Pionier:innen von heute werden neue Vorbilder und Führungskräfte von morgen.
Der Lehrplan des Pilotprojektes wird über einen Zeitraum von sechs Monaten mit zwei bis vier Partnerunternehmen mit mindestens je 20 Lernenden umgesetzt. Am Ende des Champions of Change Programmes erstellen die Teilnehmenden einen Action-Plan und präsentieren ihre Ideen und Vorschläge zur Verbesserung der Chancengleichheit in ihren Unternehmen. Die Vorschläge sollen in die Unternehmenskultur bzw. die Unternehmensstrategie integriert werden und einen Beitrag für ein «neues Normal» leisten.
Projektziele
1. Entdeckungsreise zu sich selber
Die Teilnehmenden begeben sich auf eine reflexive Reise der Selbstentdeckung, dekonstruieren Geschlechternormen, erkennen ihre Stärken und setzen ihr Potential frei
2. Sensibilisierung und Empowerment:
Junge Frauen und Männer sind befähigt, Hindernisse in Bezug auf Gender und Diversität in ihrem (Arbeits-) Alltag zu hinterfragen und ihre Karriere selbst in die Hand zu nehmen.
3. Chancengleichheit und Partizipation
Junge Frauen und Männer tragen wirkungsvoll zur Gleichstellung der Geschlechter, einer gellebten Vielfalt und gleichberechtigter Teilhabe in ihren Unternehmen bei.
Der Wandel findet demnach auf der individuellen als auch auf der strukturellen Ebene statt.
Lehrplan und Methodik
Champions of Change ist die «flagship methodology» (Vorzeige-methodik) von Plan International, um Mädchen, Jungen, junge Frauen und Männer als «Leaders of tomorrow» zu stärken. Der partizipative Champions of Change Lehrplan wurde bereits erfolgreich in allen 75 Ländern, in denen Plan International tätig ist, eingeführt und getestet.
Der bestehende Lehrplan wurde in einem gemeinsame Gestaltungsprozess mit den Pilotunternehmen und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachpersonen auf den Schweizer Kontext angepasst. Er baut auf dem Wissen, den Meinungen und Erfahrungen der Programmteilnehmenden auf. Während den Workshops werden die jungen Erwachsenen ermutigt, gemeinsam neue Erfahrungen zu sammeln (anhand Simulationsaktivitäten), das Erlebte zu reflektieren, Stellung zu beziehen und sich an Diskussionen zu beteiligen
Im Laufe des Projekts wird der Swiss Champions of Change Lehrplan evaluiert und weiter verfeinert. Damit steht am Ende des Projekts ein erprobtes Modell, welches auf andere Unternehmen, Universitäten oder Schulen ausgeweitet werden kann, um so eine Bewegung von Champions of Change zu schaffen.
Relevanz des Projekts
In der Schweiz entscheidet sich eine überwiegende Mehrheit der Jugendlichen für eine Berufslehre. Untersuchungen zur Berufsbildung in der Schweiz haben gezeigt, dass während diesen Jahren häufig eine Reproduktion von Geschlechternormen am Arbeitsplatz stattfindet. Dies kann bewusst oder unbewusst geschehen und zur Folge haben, dass Diskriminierung und Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt weiterhin bestehen bleiben. Dennoch sind junge Menschen oft in der Lage, sich gegen solche Geschlechternormen zu wehren. Wenn junge Menschen in diesen Jahren gezielt unterstützt werden, kann Veränderung geschehen. Champions of Change zielt darauf ab, diese Unterstützung zu leisten und die Gleichstellung der Geschlechter und das Mitspracherecht von Jugendlichen in diesen entscheidenden Jahren während der Ausbildung und in den ersten Berufsjahren zu verbessern.
Das Programm von Swiss Champions of Change wird nicht nur durch Sensibilisierung und Schulung der Lernenden den Grundstein für die Geschlechtergleichstellung legen; Es wird diese jungen Frauen und Männer – unsere künftigen Fachkräfte – befähigen, sich kritisch mit den Normen und Systemen auseinanderzusetzen, welche ihren beruflichen Werdegang beeinflussen. Die Lernenden werden unterstützt, neue Vorbildfunktionen und Führungsrollen einzunehmen. Durch die grosse Reichweite des Programms können Champions of Change aus allen Bereichen der Unternehmen ausgebildet werden.
Schliesslich steht Champions of Change im Einklang mit der Gleichstellungsstrategie 2030 des Bundesrates, welche im April 2021 verabschiedet wurde und zielt darauf ab, auf ein "ausgewogeneres Verhältnis von Frauen und Männern in der Arbeitswelt" hinzuarbeiten. Indem es insbesondere verschiedene Führungswege und Karrieren aufzeigt, die nicht den traditionellen Geschlechterrollen entsprechen, und gleichzeitig junge Männer und Frauen auf dem Weg zu neuen Vorbildern und Führungskräfte von morgen begleitet.
Handlungsbedarf
Plan International Schweiz ist dank seinem umfangreichen Netzwerk und seinem Wissen über den Schweizer Kontext in einer einzigartigen Position, das Pilotprojekt Champions of Change durchzuführen. Dieses basiert auf dem Bedarf, welcher in den Forschungsarbeiten von Plan International Schweiz zur Geschlechtergleichstellung in den Jahren 2014 und 2019 eruiert wurde.
Im Jahr 2019 gab Plan International Schweiz eine unabhängige Studie zur Einstellung von Mädchen und jungen Frauen in der Schweiz zur Gleichstellung der Geschlechter in Auftrag. Diese ergab eine markante Abnahme einer optimistischen Einstellung, wenn junge Frauen ins Berufsleben eintreten und versuchen, eine Karriere aufzubauen. Positive Einstellungen und Erfahrungen in jungen Jahren verflüchtigen sich angesichts der Realitäten des Arbeitslebens. Der Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben ist von entscheidender Bedeutung, da er die Grundlage für den künftigen Erfolg in der Arbeitswelt bildet.
In der Schweiz sind Frauen freilich gut ausgebildet. Aber in Führungspositionen immer noch untervertreten. In einigen der grössten börsennotierten Unternehmen des Landes sind Frauen nur zu 10 % im Verwaltungsrat und zu 20 % in der Geschäftsleitung vertreten. Die wirtschaftlichen und sozialen Argumente für Frauen in Führungspositionen sind nicht nur gut dokumentiert, sondern auch als Schlüsselkomponente für den Erfolg eines Unternehmens in Bezug auf Wachstum und allgemeines Wohlbefinden der Mitarbeitenden anerkannt. Die IAO-Umfrage zu Frauen in Wirtschaft und Management (2019) ergab, dass von den Unternehmen, welche die quantitativen Auswirkungen von Initiativen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen messen, fast 74 % von ihnen eine Gewinnsteigerung zwischen 5 und 20% verzeichnen.
Geschlechtsspezifische Erwartungen und institutionellen Bedingungen, welche das Berufs- und Familienleben prägen, spielen dabei eine grosse Rolle. Sie sind Ursachen, weshalb Frauen in der Arbeitswelt "zurückbleiben", und weshalb diese Trends einen hohen Tribut von Berufstätigen ab der Mitte ihrer Laufbahn fordern. Doch dieser Trend beginnt schon viel früher. Viele junge Frauen zögern oder fühlen sich nicht gut genug qualifiziert und unterstützt, um den Schritt in eine Führungsposition zu wagen. Deshalb setzt Champions of Change dort an, wo die Grundsteine für Geschlechtergleichstellung in der Arbeitswelt gelegt werden.
Kontakt: Kate Heller, Partnerships Manager, kate.heller@plan.ch