Markus Ineichen, Verantwortlicher Finanzen, HR & Administration, sowie Peter Vögtli, ehrenamtlicher Projekt-Berater bei Plan International Schweiz sind nach Nepal gereist, um unsere Projekte zu besuchen. Das Engagement der Kinder und Frauen vor Ort hat sie beeindruckt.
Ihr seid vor Kurzem aus Nepal zurückgekommen. Was war das Ziel des Besuchs?
Wir sind nach Nepal gereist, um drei Projekte, die Plan Schweiz dort im Bereich Young Women Empowerment und Bildung umsetzt zu besuchen und die Fortschritte in der Projektimplementierung mit den Teams vor Ort zu besprechen.
Könnt ihr ein bisschen mehr zu diesen Projekten erzählen?
Bei den Bildungsprojekten stellt Plan sicher, dass Kinder zwischen drei und acht Jahren zur Schule, resp. zur Vorschule gehen können und kinderfreundliche sowie qualitativ gute Bildung erhalten. Wir beziehen in unseren Projekten auch die Eltern mit ein, damit sie ihre Kinder zu Hause beim Lernen unterstützen können und einen besseren Kontakt zu den Lehrern haben. Durch Lehrerseminare über kindergerechte Lehrmethoden sowie Eltern-Lehrer-Seminare und die Gestaltung von kinderfreundlichen Klassenräumen konnte die Lernatmosphäre massiv verbessert werden. Die Anwesenheit der Schüler im Unterricht hat sich dadurch stark erhöht und die Schreib- und Lernfähigkeit der Kinder haben dementsprechend zugenommen.
Beim Young Women Empowerment Projekt unterstützen wir junge Frauen bei der Bildung von Frauenkooperativen. Durch die Kooperativen erhalten Frauen die Gelegenheit, ein eigenes Geschäft oder eine wirtschaftliche Aktivität aufzubauen. Gerade junge Frauen kommen oft nicht aus der Armutsspirale heraus: Sie können häufig keinen Beruf erlernen und verrichten die meiste unbezahlte Arbeit. Zudem sind Frauen und Mädchen aufgrund konservativer sozialer und kultureller Normen zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt. In den Kooperativen können sie sich austauschen und Probleme gemeinsam lösen. Sie lernen, ihre Rechte wahrzunehmen und vor der Gemeinschaft zu sprechen. Sie erhalten Tipps und Schulungen, wie man eine Kleinunternehmerin wird und können die dazu erforderlichen Finanzmittel von der Kooperative zu moderaten Zinsen leihen. Plan unterstützt die jungen Frauen beim Aufbau der Kooperativen und vor allem durch Schulungen. Das Sparkapital der Kooperativen tragen die Frauen selber zusammen. Die Ärmsten bekommen eine Starthilfe für eine wirtschaftliche Aktivität wie z.B. Gemüseanbau oder eine Hühnerzucht, so dass sie auch beim Aufbau der Kooperative mithelfen können. Die Kooperativen sind ganz in der Hand von den Frauen und werden selbständig von ihnen geführt. Dies stellt sicher, dass der Nutzen auch nach Projektende nachhaltig weiterbesteht.
Welches Projekt hat euch am meisten beeindruckt und warum?
Jedes der Projekte war auf seine Arte und Weise beeindruckend. Bei den Bildungsprojekten beeindruckte uns die Motivation sowie die Freude der Schulkinder am Lernen. Mit der Schulbildung werden sie später einen besseren Start ins Berufsleben haben. Bei den Frauenkooperativen war es sehr eindrücklich zu sehen, wie engagiert die jungen Frauen die Gelegenheit nutzen, ihre Situation nachhaltig und eigenständig zu verbessern. Nebst den wirtschaftlichen Aktivitäten führen die Kooperativen auch soziale Aktivitäten durch, wie z.B. eine Kampagne, dass alle Eltern im Dorf ihre Kinder in die Schule senden oder dass keine Kinderehen mehr stattfinden. Durch das gemeinschaftliche Engagement in den Kooperativen, die Schulungen und die wirtschaftliche Stärkung der jungen Frauen können sie ein selbstbestimmteres Leben führen, wodurch sich die Lebensumstände der Familien und schlussendlich der ganzen Dorfgemeinschaft verbessert.
Wie geht es weiter?
Das Bildungsprojekt in Baglung wurde letztes Jahr beendet, das Bildungsprojekt in Sindhuli läuft noch bis Ende Dezember 2020. An beiden Orten arbeiten wir eng mit lokalen Behörden zusammen, die vom Projekterfolg begeistert sind und unser Konzept erfreulicherweise auf weitere Schulen ausdehnen. Im Young Women Empowerment Projekt werden in einer ersten Phase bis August 2020 zwanzig Frauenkooperativen aufgebaut. Danach planen wir eine zweite Phase, um die Kooperativen zu stabilisieren und deren Überlebensfähigkeit sicherzustellen. Damit die Kooperativen wirtschaftlich stabil sind, müssen die Mitglieder der Frauenkooperationen zusammen ein gewisses Kapital ansparen. Dieses Kapital kommt von den wirtschaftlichen Aktivitäten, die sie in der ersten Projektphase aufgebaut haben. Wir rechnen, dass innerhalb von zwei weiteren Jahren alle Kooperativen stabil sind.