Mädchen im Libanon
05.05.2020

COVID-19: Millionen von Mädchen drohen dauerhafte Folgen

Wenn jetzt nicht gehandelt wird, drohen Mädchen weltweit langanhaltende Folgen aufgrund von COVID-19. Plan International warnt vor Missbrauch, Vernachlässigung, Angst und Hunger. Von Plan International durchgeführte Untersuchungen früherer humanitärer Krisen zeigen die verheerenden Auswirkungen, die Krisen für Mädchen haben - sowohl unmittelbar als auch längerfristig. 

Mädchen sind besonders gefährdet

Gemäss der Analyse früherer Krisen* sind Mädchen gefährdet:

  • nicht in die Schule zurückkehren zu können
  • bei der Wiedereröffnung der Wirtschaft keine Beschäftigung zu finden
  • Missbrauch und Gewalt zu Hause erleiden, während der schützende Schirm der Bildungs- und Betreuungssysteme nicht mehr vorhanden ist
  • wirtschaftliche Not/Nahrungsmittelmangel zu erfahren
  • verheiratet und/oder ungewollt schwanger zu werden
  • vom Virus infiziert zu werden, da sie aufgrund traditioneller Rollenverteilungen kranke, alte Personen pflegen und dadurch stärker exponiert sind.

Suba Umathevan, CEO von Plan International Schweiz sagt: "Wir wissen aufgrund früherer Erfahrungen und Studien, dass Krisensituationen Mädchen besonders hart treffen. Wir sind nicht nur besorgt über die gesundheitlichen Folgen von COVID-19, sondern insbesondere über die negativen Auswirkungen der Bemühungen, das Virus zu unterdrücken. Wir haben mit Mädchen gesprochen, die unter Quarantäne leben. Sie sind alarmiert, frustriert, verängstigt und gelangweilt. Sie benötigen klare, korrekte Informationen über die Pandemie und Unterstützung, um die Auswirkungen auf sie und ihre Familien zu verringern.»

Die Regierungen haben schnell auf die Ausbreitung von COVID-19 reagiert. Eindämmungsmassnahmen und Lockdowns betreffen jetzt mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung. Doch die Folgen dieser Massnahmen werden die Welt, in der Mädchen aufwachsen, grundlegend beeinflussen.

vielschichtige auswirkungen

Bei 743 Millionen Mädchen**, die derzeit nicht in der Schule sind, bedeutet der Druck, zu Hause zu helfen oder ein Einkommen mitzuverdienen, dass viele heranwachsende Mädchen möglicherweise nicht in die Schule zurückkehren können. Wenn den Bildungsbedürfnissen keine Priorität eingeräumt wird, besteht die Gefahr, dass die in 20 Jahren erzielten Fortschritte in der Bildung von Mädchen wieder zunichte gemacht werden und dass gefährdete Mädchen keinen Zugang zu sozialen Unterstützungsnetzen haben.

Weltweit ist auch eine alarmierende Zunahme der Berichte über geschlechtsspezifische Gewalt zu verzeichnen. In China kam es auf dem Höhepunkt der Quarantäne zu einer Verdreifachung der Anrufe bei Frauenhäusern wegen häuslicher Gewalt, und die Organisation Refuge UK aus England berichtete über einen Anstieg der Anrufe bei ihrer Helpline um 700 Prozent an einem einzigen Tag.

Der fehlende Zugang zu psychosozialer Unterstützung und Schutz, der Verlust der Lebensgrundlage und des Einkommens sowie die Kürzung von Geldern im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit könnten katastrophale langfristige Folgen für eine ganze Generation von Mädchen haben.

Jetzt handeln

Suba Umathevan sagt: "Wir befürchten, dass die wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Auswirkungen auf bereits gefährdete, geschwächte Menschen enorm sein werden. Viele werden sich vielleicht nie wieder erholen. Es braucht jetzt gezielte, gemeinsam abgestimmte Massnahmen, welche den Bedürfnissen von Mädchen Rechnung tragen".

Plan International sammelt Spenden, um besonders benachteiligte Gemeinschaften vor den Auswirkungen von COVID-19 zu schützen. Die Hilfsmassnahmen der Organisation erstrecken sich auf 50 Länder und konzentrieren sich insbesondere auf die Unterstützung von Mädchen. 

*Studien von Plan International zu den indirekten Auswirkungen von Ebola für Kinder und Familien in Sierra Leone und Liberia, Auswirkungen von Hunger und Konflikten im Südsudan und im Tschadseebecken, der Rohingya-Flüchtlingskrise und Flüchtlingslager in Beirut im Libanon

**Stand 27. April 2020


Living under Lockdown

COVID-19: Bericht von Plan International zur Situation von Mädchen (Englisch)

PDF 1.27 MB
Wie COVID-19 Mädchen betrifft
COVID19: Mädchen erzählen