Heute jährt sich der Angriff auf Israel vom 7. Oktober und die militärischen Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen und das Westjordanland zum ersten Mal. Als humanitäre Organisation, die sich für die Rechte von Kindern weltweit einsetzt, sind wir zutiefst betroffen über die schreckliche Gewalt, die seit Oktober 2023 den Gazastreifen, Israel, das Westjordanland und den Libanon erfasst hat.
Jeder Tag, der ohne einen dauerhaften Waffenstillstand vergeht, bedeutet, dass mehr Kinder getötet werden. Diejenigen, die überleben, sind ständig unvorstellbaren traumatischen Ereignissen ausgesetzt, die auf Jahre hinaus psychische und physische Narben hinterlassen werden. Alle Kinder haben das Recht, ohne Angst vor Gewalt aufzuwachsen, doch allzu oft zahlen Kinder in Konflikten und Kriegen den höchsten Preis.
Um der Kinder willen ist es dringender denn je, dass alle Staaten, die Einfluss auf die Konfliktparteien haben, konkrete Massnahmen ergreifen, um einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand zu gewährleisten. Gemeinsam mit unseren Kolleg:innen fordern wir die sofortige und bedingungslose Freilassung der verbleibenden zivilen Geiseln in Gaza, aller palästinensischen Kindern, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden, und aller Palästinenser:innen, die willkürlich verhaftet und inhaftiert wurden. Kein Kind sollte jemals entführt werden.
Wir appellieren an alle Parteien, das humanitäre Völkerrecht zu achten. Die Staaten müssen im Einklang mit dem Völkerrecht den Transfer von Waffen, Teilen und Munition an Konfliktparteien einstellen, da die Gefahr besteht, dass diese für Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht verwendet werden. Die inakzeptable Behinderung des Zugangs humanitärer Organisationen und die gezielten Angriffe des israelischen Militärs auf humanitäre Helfer:innen und Mitarbeiter:innen im Gazastreifen müssen unverzüglich beendet werden.
Als humanitäre Organisationen arbeiten wir von Plan International daran, die lebensrettende Hilfe für Kinder und Zivilist:innenen im Gazastreifen und in der gesamten Region auszuweiten und die Arbeit unserer Partner zu unterstützen. Die einzige Möglichkeit, das unvorstellbare Leid, das Kinder jeden Tag ertragen müssen, wirklich zu lindern, ist ein sofortiger Waffenstillstand, und zwar jetzt.
Fakten und Zahlen
Alle nachstehenden Zahlen sind die neuesten zum Zeitpunkt der Ausgabe verfügbaren Zahlen und beziehen sich auf den 7. Oktober 2023:
- Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden im Gazastreifen mindestens 41 495 Menschen durch das israelische Militär getötet. Davon 14 000 Kinder.
- Über 96 006 Menschen wurden verletzt, darunter 22 500 lebensbedrohliche Verletzungen, und 1,9 Millionen Menschen waren gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen. Mehr als 17 000 palästinensische Kinder sind unbegleitet oder von ihren Verwandten und Erziehungsberechtigten getrennt.
- Mehr als 60 % der Wohngebäude wurden durch israelische Luftangriffe beschädigt.
- 85 % der Schulgebäude (477 von 564) wurden ebenfalls zerstört oder beschädigt, darunter auch Schulen, die als Notunterkünfte genutzt werden.
- 25 Jahre nach der Ausrottung der Kinderlähmung im Gazastreifen gibt es nun mindestens einen bestätigten Fall.
- Nur 17 von 36 Krankenhäusern und 57 von 132 Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung sind noch funktionsfähig.
- Mehr als 500 Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens im Gazastreifen wurden getötet.
- Mindestens 273 Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen wurden von den israelischen Streitkräften im Gazastreifen getötet, darunter 197 UN-Mitarbeiter:innen, 33 Mitarbeiter:innen und Freiwillige des Palästinensischen Roten Halbmonds und 43 weitere Helfer:innen.
- Nur 5 % der Kinder in Gaza setzen ihre Ausbildung in temporären Lernzentren fort.
- Am 7. Oktober 2023 wurden in Israel über 1200 Menschen von bewaffneten palästinensischen Gruppen getötet, darunter mindestens 33 Kinder. 251 Israelis und Ausländer wurden als Geiseln genommen, und 97 werden noch vermisst.
- Im Westjordanland, einschliesslich Ostjerusalem, wurden 693 Palästinenser:innen getötet.
- Allein im Westjordanland wurden rund 10 000 Menschen, darunter mindestens 650 Kinder, vom israelischen Militär festgenommen.
- Seit dem 23. September 2024 wurden im Zuge der Eskalation des Konflikts im Libanon fast 600 Menschen getötet, darunter 50 Kinder und 94 Frauen, während fast 1700 und mehr als 200 000 Menschen innerhalb des Landes vertrieben wurden.