Muriel wurde Sponsorin eines Mädchens, als sie zehn Jahre alt war. Die inzwischen Zwanzigjährige Winterthurerin erzählt im Interview, wie sie mit Büchsenwerfen und Flohmarkt-Verkäufen ein Sponsorship finanzierte und was sie mit ihrem gesponserten Kind Rosine gemeinsam hat.
Als zehnjähriges Mädchen schon Sponsorin
Muriel, von wem bist du die Sponsorin?
Von Rosine. Sie wohnt in Burkina Faso und ist inzwischen 16 Jahre alt. Als ich sie zum ersten Mal auf einem Foto sah, war sie sechs und ich zehn.
Wie kamst du so jung dazu, Sponsorin zu werden?
Meine beste Freundin und ich hatten an einem Strassenfest mit unserem eigenen Büchsenwerfstand erstaunlich viel Geld verdient. Dort konnten Kinder fast gratis schiessen, die Erwachsenen zahlten etwas mehr und alle konnten kleine Preise gewinnen, Süssigkeiten oder alte Spielsachen von uns. So nahmen wir über 100 Franken ein. Meine Mutter fragte uns, was wir mit diesem Geld tun wollten.
Und ihr habt sofort an ein gesponsertes Kind bei Plan International gedacht?
(lacht) Nein, aber wir hatten gerade eine Doku über Kinder in ärmeren Ländern gesehen, denen es sehr schlecht ging. Das machte uns enorm betroffen. Auf die Frage meiner Mutter dachten wir, wir könnten diesen Kindern mit unserem Geld helfen. Zusammen verglichen wir viele Kinderrechtsorganisationen… Plan International hat (mit rund 83% Anm.d.Red.) einen sehr hohen Anteil an direkter Spendenverwendung und uns gefiel die Idee, spezifisch ein Mädchen und ihre Gemeinschaft zu unterstützen.
Wie habt ihr das Sponsorship finanziert?
Mit unseren Ständen vor allem. Zuerst mit Büchsenwerf- und Bogenschiessständen am Strassenfest. Später gingen wir jedes Jahr an den Flohmi in unserer Stadt Winterthur, wo wir unsere alten Spielsachen verkauften. Meine Geschwister halfen auch mit. Weil wir den Leuten erzählten, wofür wir das Geld verwendeten, nahmen wir meist genug ein. Manchmal backten wir zusätzlich Kuchen oder verdienten an Veloputzaktionen Geld. Gekostet hatten uns die Aktionen nichts, weil wir das nutzten, was wir bereits hatten. Es fühlt sich gut an, zu wissen: Ich kann etwas von all dem, was ich habe, weitergeben.
Und als ihr älter wurdet?
Da ich babysittete, kannte ich genug Leute, die uns ihre alten Spielsachen für den Flohmi gaben. Irgendwann hatten wir genug gespart, dass wir zwei, drei Jahre keine Aktion mehr brauchten. Ich verwalte alles Geld auf einem Sparkonto – meine Mutter hatte mir die Buchhaltung dazu sehr früh beigebracht. Jetzt wo ich von zu Hause ausziehe, spende ich das Geld aus dem Verkauf meiner alten Möbel. Ich möchte das Sponsorship unbedingt behalten, bis Rosine 18 Jahre alt ist…
Seid ihr noch in Kontakt miteinander?
Wir haben uns immer wieder geschrieben, wenn etwas Wichtiges in unserem Leben geschah. Als Kind war es faszinierend zu wissen, wie ein anderes Mädchen lebt. Ich merkte, dass wir gar nicht so anders waren: Wir hatten die gleichen Lieblingsfächer, Mathe und Englisch. Als sie einmal von ihren Ferien erzählte, war ich erleichtert.
Wieso?
Ich finde es gut, wenn mein Sponsorship nicht nur das Nötigste zum Überleben bietet. Dass Rosine auch so schöne Momente erleben kann wie ich, hat mich sehr gefreut!
Vielen Dank Muriel für das Gespräch und für deine aussergewöhnliche, langjährige Unterstützung!
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