Flüchtlinge in Äthiopien
Viele Flüchtlinge haben in ihrem Gastland limitierten oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder sozialer Absicherung.
18.06.2020 - von Michèle Jöhr

Der Ansteckung nahe – Flüchtlinge und COVID-19

Alle zwei Sekunden wird eine Person infolge eines Konflikts oder einer Verfolgung gewaltsam vertrieben. Über 76 Millionen Menschen weltweit sind Flüchtlinge oder intern Vertriebene. 80% aller Flüchtlinge leben in Ländern mit mittlerem und tiefem Einkommen. Das Gesundheitswesen ist dort schlecht für eine Pandemie gerüstet. Zudem haben viele Flüchtlinge in ihrem Gastland limitierten oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder sozialer Absicherung. Oft leben sie in überfüllten Lagern. Handhygiene und Social Distancing sind sehr schwierig umzusetzen.

Fatale Auswirkungen in allen Lebensbereichen

COVID-19 macht die bereits schwierige Situation von Millionen von Flüchtlingen noch unerträglicher. Für Mädchen und junge Frauen sind die Auswirkungen besonders fatal. Sie betreffen insbesondere folgende:

  • Bildung: Mit Schulschliessungen in Flüchtlingslagern fehlt nicht nur die Bildung. Auch die schützende Umgebung, Mahlzeiten sowie psychosoziale Unterstützung der Schule entfällt.
  • Lebensgrundlage: viele junge Frauen arbeiten in anderen Städten oder auf dem Land oder im Kleinhandel. Mit den Bewegungseinschränkungen verlieren sie ihre Möglichkeit auf ein Einkommen.
  • Gewalt: Zusammenleben auf engem Raum, finanzielle und psychische Belastung führen zu mehr häuslicher Gewalt. 

Ein Mädchen wäscht sich an einer von Plan eingerichteten Handwaschstation in Sambia die Hände
Eine von Plan eingerichteten Handwaschstation in Sambia

Wie unterstützen wir Flüchtlinge?

Wir setzen alles daran, um bereits stark benachteiligte Personen zu schützen. Unter anderem:

  • Mit Handwaschstationen mit sauberem Wasser, Hygiene-Kits und Informationen über die Hygienemassnahmen in den verschiedenen Sprachen;
  • Mit Hotlines und Beratung bezüglich geschlechtsspezifischer Gewalt und sexueller und reproduktiver Gesundheit zur Verfügung;
  • Mit psychosozialer Unterstützung für Frauen und Mädchen, die Gewalt ausgesetzt sind;
  • Mit Masken und Schutzmaterial für freiwillige Mitarbeitende in den Lagern und Gemeinden;
  • Mit Schulmaterial fürs Lernen zu Hause;
  • Mit finanzieller Hilfe in Form von Bargeld.

Wir beziehen die Jugendlichen vor Ort in allen Bereichen mit ein. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Information und Mobilisierung der Menschen in den Camps.

Ein Mädchen in Jordanien näht eine Gesichtsmaske gemäss Anleitung per Handy
Im Azraq Flüchtlingslager in Jordanien hat Plan International Kits und Anleitungen verteilt, um selber Gesichtsmasken herzustellen.

Einige Beispiele unserer Aktivitäten in Afrika und Nahost

Äthiopien

In den Flüchtlingslagern haben Jugendliche in Kleingruppen Sitzungen zur Aufklärung, Sensibilisierung und Prävention im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte, sexueller Gewalt und COVID-19-durchgeführt.

Jordanien

Im Flüchtlingslager Azraq leben mehr als 36.000 Menschen, 61% davon sind Kinder. Zu Beginn der Coronakrise haben wir eine Risikobewertung im Lager durchgeführt. So konnten wir all die neuen Probleme und Hindernisse ermitteln. Durch den Lockdown erhöhte sich zum Beispiel das Risiko von Gewalt gegen Kinder. Wir haben unsere Projektmitarbeitenden entsprechend geschult. Während Online-Sitzungen mit den Kindern achten sie auf subtile Anzeichen. Sie können so mögliche Fälle erkennen und entsprechend handeln. 

Malawi

Im Flüchtlingslager Dzaleka verteilt Plan International zusammen mit dem World Food Programme (WFP) einmal pro Monat Essen. Um die Verbreitung von COVID-19 im Verteilzentrum zu verhindern haben wir Massnahmen wie Temperaturmessen, Händewaschen und Abstandsmarkierungen eingeführt. Gleichzeitig klären wir via Lautsprecher und Plakate über COVID-19 auf.

Zudem haben wir hunderte Mädchen, Jungen, Frauen und Männer auf Kindermissbrauch und geschlechtsspezifische Gewalt sensibilisiert. Sie wissen nun, wie sie die gebührenfreien Helplines nutzen und Fälle melden können. Zudem konnten wir zusammen mit lokalen Organisationen mehrere Kinderheiraten verhindern. 

Ägypten

Die Coronakrise trifft auch die syrischen Flüchtlinge unseres Projekts «Hope together» hart. Sie hatten sich mit Mühe ein eigenes Geschäft aufgebaut. Ihre Existenz ist nun gefährdet. Wir unterstützen sie finanziell, zur Überbrückung in der Krise.

"Ich war sehr glücklich, als das Projektteam anrief und mich über die finanzielle Unterstützung informierte. Sie wissen nicht, wie wichtig dies für mich und meine Familie in dieser schwierigen Zeit ist. Es wird uns sehr helfen." Sheefa, verwitwete Mutter von vier Kindern, führt ihr eigenes Catering