Die Regierung der Dominikanischen Republik hat ein Gesetz in Kraft gesetzt, das Kinderheirat in dem lateinamerikanischen Land in allen Fällen strafbar macht.
Vor drei Jahren hat die dominikanische Regierung eine Gesetzesreform angekündigt, um Frühverheiratungen vor dem 18. Geburtstag zu verbieten. Nun hat die Regierung das Gesetz endlich verabschiedet.
Mehr als jedes dritte Mädchen heiratet vor dem 18. Geburtstag
Kinderheirat ist in der dominikanischen Republik ein grosses Problem: 36 Prozent der Mädchen und jungen Frauen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet; 12 Prozent noch vor ihrem 15. Geburtstag (Quelle: UNICEF). Dies, obwohl das Mindestalter für die Ehe in der Dominikanischen Republik bereits auf 18 Jahre gesetzt ist. Aufgrund einer Gesetzeslücke war es jedoch bisher mit elterlicher und gerichtlicher Erlaubnis möglich, ein 13-jähriges Mädchen zu einer Heirat mit einem älteren Mann zu zwingen.
Gesetzeslücke schliessen
Plan International setzte sich seit 2017 gemeinsam mit weiteren Organisationen dafür ein, diese legislative Lücke zu schliessen und das Gesetz zu reformieren. So sollen die mit Kinderheirat einhergehenden Kinderrechts- und Menschenrechtsverletzungen verhindert werden. Denn eine Frühverheiratung verwehrt Mädchen und jungen Frauen die Chance auf ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben: Das Risiko einer frühen Schwangerschaft steigt und frühverheiratete Mädchen und jungen Frauen laufen eher die Gefahr, die Schule verlassen und häusliche und sexuelle Gewalt erleben. Das Landesparlament stimmte der durch Plan mitinitiierten Gesetzesänderung bereits im Mai 2017 zu. Doch der Entwurf blieb beim Senat stecken und wurde nicht ratifiziert – bis zum 6. Januar 2021.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Virginia Saiz, Direktorin von Plan International in der Dominikanischen Republik: „Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes hat die Dominikanische Republik einen wichtigen Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan. Es wird dazu beitragen, die Chancen von Mädchen auf ein selbstbestimmtes Leben frei von Armut zu erhöhen. Es wird auch helfen, das in allen Bereichen der dominikanischen Gesellschaft vorhandene geschlechtsspezifische Ungleichgewicht zu verringern, die zur Verletzung der Rechte von Mädchen und jungen Frauen führen.“
Trotzdem ist das Gesetz nur ein erster Schritt auf einem weiten Weg zur Gleichstellung der Geschlechter in der Dominikanischen Republik.
Verhaltensweisen ändern
„Das Schwierigste fängt gerade erst an“, ergänzt Virginia Saiz. „Wir müssen aufhören, Kinderheirat als kulturelles Problem zu sehen, sondern die Ursachen der in der Gesellschaft etablierten Rollenbildern und geschlechtsspezifischen Stereotypen angehen. Mädchen und Frauen werden nicht gleichberechtigt leben können, solange sie als weniger wert angesehen und einzig der Hausfrauen- und Mutterrolle zugeordnet werden. Diese Veränderung erreichen wir nur, indem wir Verhaltensweisen verändern, die Kinderheirat und Zwangsehen immer noch erlauben: zu Hause und in den Gemeinden.", so Virginia Saiz.