Im ersten Projektjahr wurden in allen 20 Dörfern Handwaschstationen in den Schulen installiert. Photo: Plan International
26.10.2023 - von Anna Alder, Plan International Schweiz

Ready, set, Schule! Ein Projektbericht aus Laos

Es ist Donnerstag, der 10. August 2023, wir befinden uns im Norden von Laos an der Grenze zu Thailand, genauer gesagt in Bokeo – eine der ärmsten Provinzen des Landes, in denen Plan International Laos seit 2007 tätig ist. Meine Programm-Kollegin Riley und ich, sind hier auf Projektreise für unser Projekt «Ready, Set, Go – Jumpstarting Primary School Education». 

In Laos fallen die schulischen Leistungen der Primarschüler:innen im Lesen, Schreiben und Rechnen im Vergleich zu den Nachbarländern stark ab, was unter anderem auf eine schlechte Vorbereitung auf die Grundschule, Sprachprobleme, sowie mangelhafte Unterrichtsmethoden zurückzuführen ist. Das vorliegende Projekt richtet sich gezielt an Kinder in Dörfern, deren Bevölkerung zu klein und abgelegen ist, um eine staatliche Vorschule führen zu können. Über 50% der Bevölkerung in Laos sind zudem ethnischen Minderheiten angehörig, welche oftmals die Landesprache Laotisch nicht sprechen, was den Kindern den Einstieg in die Schule erschwert. In 20 beteiligten Dörfern führen wir das sogenannte Summer Pre Primary Programm (kurz SPP) durch, ein 10-wöchiges intensives Vorschulprogramm, welches von Weiterbildungen der Lehrpersonen sowie Sensibilisierungs-Workshops für die Eltern zur Unterstützung des Lernens begleitet wird.


Nach einer Stunde Fussweg erreichen wir das Bergdorf Houaylom Nai. Photo: Plan International

Heute sind wir auf dem Weg in das Bergdorf Houaylom Nai – eines der vier Dörfer, welches wir in dieser Projektwoche besuchen. Es ist Regensaison in Laos und die Zufahrt mit dem Auto demzufolge nicht möglich. Am Vorabend haben wir uns deshalb auf dem Markt von Tonpheung Gummistiefel gekauft, um die allfälligen Schlammwege bewältigen zu können. Glücklicherweise haben wir jedoch sonniges und trockenes Wetter und treten mit den Verantwortlichen des Länderbüros aus der Hauptstadt Vientiane, den Mitarbeiter:innen in Bokeo sowie Vertreter:innen des Bildungsministeriums die 2.5 km zum Dorf an. Unterwegs bestaunen wir die eindrücklich grüne Landschaft und erfreuen uns über den informellen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen.

Nach einer Stunde erreichen wir Houaylom Nai. Hier wohnen ca. 400 Personen in 100 Haushalten, drei Viertel davon haben Strom im Haus. Im Dorf gibt es kein Funknetz, und die Bewohner:innen tauschen sich teils mit Walkie-Talkies aus. Viele der älteren Einwohner:innen sind Analphabeten oder sind nach Abschluss der Grundschule in dieses Dorf zurückgekehrt, weil die finanziellen Möglichkeiten für eine höhere Schulbildung fehlten. Das Dorf hat eine kleine Schule mit 50 Kindern und 2 Lehrpersonen, bis vor Projektstart jedoch keine Vorschule. 18 Kinder im Alter von 5-7 Jahren sind hier im SPP-Programm eingeschrieben, welches sich bereits in der vorletzten Woche befindet. Wir beobachten den laufenden Unterricht, in dem die Kinder gerade ein Lied zum Erlernen des Alphabets singen, und können uns anschliessend mit den Eltern und Lehrpersonen zum Projektfortschritt austauschen. Im Gespräch berichtet uns unter anderem der Village Chief, welcher sein Amt bereits seit 8 Jahren ausübt, wie seine Tochter anfangs geweint hat und nicht zur Schule wollte, nun jedoch viel selbstbewusster wurde und täglich freudig von dem Erlernten des Tages zuhause erzählt. Das neue Wissen, z. B. in der Landessprache aber auch zum regelmässigen Händewaschen und Zähneputzen geben die Kinder an ihre Geschwister weiter, womit diese indirekt vom Projekt profitieren. 

Partnerships Coordinator Anna Alder im Gespräch mit dem Programmleiter von Plan International Laos. Photo: Plan International

An diesem Morgen führen wir weitere Gespräche in Kleingruppen mit den Eltern, welche grosse Veränderungen im sozialen Verhalten ihrer Kinder wahrnehmen und dankbar sind, dass dieses Projekt ihren Kindern den Weg in eine bessere Schuldbildung und Zukunft ebnet, als den sie selbst gegangen sind. Der Grossteil der Familien hier lebt von der Landwirtschaft, sodass einige Elternteile aufgrund der derzeitigen Erntezeit nicht an den Workshops teilnehmen konnten. Die Teilnehmenden berichten jedoch, wie die Sitzungen mit dem Projektteam ihnen geholfen haben, ihre Kinder im Lernen zuhause besser zu unterstützen, und die Wichtigkeit der Bildung – gerade auch der Mädchenbildung – stärker anzuerkennen. 

Wir danken den Dorfbewohner:innen für ihre Zeit und Offenheit uns willkommen zu heissen, und werden vor Abschluss des Besuchs noch mit einem köstlichen laotischen Mittagessen, zubereitet von einigen Eltern, überrascht. «Khob Chai Rai» – herzlichen Dank» für diese schöne Geste! So treten wir alsdann den Fussmarsch zurück an und sind dankbar, die Projektfortschritte sowie -erfolge mit eigenen Augen gesehen zu haben, in der Zuversicht, dadurch die Chancen dieser Kinder im Bildungssystem nachhaltig stärken zu können. 
 

>> Jetzt spenden! Ihr Beitrag in den Mädchenfonds sorgt dafür, dass kein Kind auf wertvolle Bildung verzichten muss.