Die 14-jährige Maria* aus Mosambik entkam ihrer Kinderehe und kehrte mit Hilfe von Plan International in die Schule zurück. Plan International bekämpft Kinderehen und unterstützt Mädchen in ihrer Schulbildung. "Jetzt, wo die Schulen geschlossen sind, sagen die Leute, das sei ein Fluch wegen mir, weil ich meinen Mann verlassen habe", sagt Maria. Sie heiratete, als sie gerade 12 war.
"Ich war sehr glücklich, dieses Jahr wieder zur Schule zu gehen. Als ich verheiratet war, wagte ich nicht, mir vorzustellen, dass ich eines Tages wieder Schülerin sein könnte. Aber nicht alle haben meine Scheidung und meine Einschulung unterstützt. Einige Leute in meiner Gemeinde glauben immer noch, dass Mädchen nur dazu bestimmt sind, Ehefrauen und Mütter zu sein," erzählt Maria.
Schulschliessung erhöht heiratsdruck
Wie viele Mädchen in Mosambik ist Maria seit dem 23. März, als die Regierung alle Schulen des Landes schloss, um die Verbreitung von COVID-19 zu bekämpfen, nicht mehr zur Schule gegangen. Da nun Millionen von Mädchen zu Hause sind, ist zu befürchten, dass die Zahl der Kinderheiraten im Land sprunghaft ansteigen wird.
Dort, wo Maria mit ihren Eltern und sechs Geschwistern lebt, werden viele Mädchen früh verheiratet. Maria befürchtet, dass der Ausbruch des Coronavirus zu weiteren Kinderehen führen wird. Die nördliche Provinz Nampula hat eine der höchsten Kinderheiratsraten in Mosambik. Viele Mädchen heiraten zu Beginn der Pubertät.
"Einige Menschen in meiner Gemeinde raten jungen Mädchen, zu heiraten, weil sie glauben, dass die Schule in diesem Jahr geschlossen bleibt und wir unseren armen Familien zusätzliche Kosten aufbürden werden, wenn wir zu Hause bleiben", erklärt Maria.
Teufelskreis der Armut
"Meine Familie ermutigte mich zu heiraten, weil sie arm sind und es sich nicht leisten können, das Schulmaterial für ihre sieben Kinder zu bezahlen. Ich musste früh heiraten, um die Belastung für sie zu verringern, z.B. durch den Kauf von Uniform und Büchern. Mein Ex-Mann versprach meiner Familie, dass er mir Schulmaterial zur Verfügung stellen würde, wenn ich ihn heirate, aber das war eine Lüge. Ich verpasste zwei Jahre Schule, während ich verheiratet war."
Mosambik hat eine der höchsten Kinderheiratsraten der Welt. Fast die Hälfte der Mädchen heiratet, bevor sie 18-jährig sind. Eine frühe Heirat zwingt die Mädchen oft aus der Schule und verurteilt sie zu einem Leben in Armut. Sie erleben häufig körperlichen und sexuellen Missbrauch und werden zu früh schwanger.
"Wegen des Coronavirus werden es sich viele Familien in der Gemeinde nicht leisten können, ihre Kinder wieder in die Schule zu schicken. Zahlreiche Familien haben ihre Arbeit verloren und müssen für die Beschaffung von Nahrungsmitteln und Hygieneprodukten zusätzliche Kosten tragen. Zwei meiner Cousinen, die 15 Jahre alt sind, erwägen, einen Ehemann zu finden, der in dieser schwierigen Zeit für sie sorgen kann. Und viele ältere Männer fangen an, ihnen diese Versprechen zu geben", sagt Maria.
Bildung Statt Heirat
Plan International setzt sich dafür ein, dass Mädchen während der Pandemie nicht in frühe Ehen geraten. Die Mädchen erhalten die Möglichkeit, sich über ihre Rechte zu informieren, und Unterstützung, ihre Bildung zu Hause fortzusetzen.
"Ich erhalte Arbeitsblätter, die mir geholfen haben, mit meinen Schularbeiten Schritt zu halten, jetzt wo die Schulen geschlossen sind. Ich möchte, dass mehr Mädchen ihre Bildung über die Ehe stellen. Dafür brauchen sie die gleichen Möglichkeiten, wie ich jetzt habe," sagt Maria.
Plan International Mozambique arbeitet mit dem Bildungsministerium zusammen, um Mädchen und jungen Frauen, die in schwer zugänglichen Gebieten leben, Fernunterricht zu ermöglichen. Zudem hilft Plan International Schulratsmitgliedern und Eltern, die Ausbildung ihrer Kinder zu unterstützen und zu verhindern, dass Mädchen zur Heirat gezwungen werden.
"Als Plan International mir half, meine Ehe zu verlassen und mich in die Schule einzuschreiben, wurde mir klar, wie sehr ich das Lernen genoss. So jung verheiratet zu sein, war die schlimmste Entscheidung, die ich getroffen habe. Aber jetzt werden noch viel mehr Mädchen zu Opfern, wenn sie nicht die Unterstützung erhalten, die ich erhalte", sagt Maria.
*Name geändert
Mit dem Mädchenfonds von Plan International Schweiz geben Sie Mädchen wie Maria die Chance auf Bildung und eine selbstbestimmte Zukunft.