Programme für Kinderschutz und geschlechtsspezifische Gewalt

Fast 9,5 Millionen Menschen sind im Südsudan auf humanitäre Hilfe angewiesen, davon fast eine halbe Million Schutzsuchende. Sie brauchen dringend Überlebenshilfe und sind mit Krankheitsausbrüchen konfrontiert. Die Mehrheit der Geflüchteten sind Frauen und Mädchen von denen fast die Hälfte minderjährig ist. Mit diesem Projekt, in Zusammenarbeit mit UNICEF, soll sichergestellt werden, dass rückkehrende und schutzsuchende Kinder, einschliesslich Jugendlicher, und ihre Betreuer:innen Zugang zu qualitativ besseren Schutzdiensten haben.

Südsudan: Kinderschutz

Projektregion

Oberer Nil (Bezirke Malakal, Melut und Renk), Südsudan, 

Projektdauer

April 2024 – April 2026

Projektziel

Folgende Massnahmen werden bei diesem Projekt getroffen, welches 22 000 Kinder und Betreuer:innen erreicht: 

Kinderschutz: Hier wird ein Fokus gelegt auf alternative Betreuung/Wiedervereinigung von unbegleiteten und von ihren Eltern getrennten Kindern (UASC), gemeindebasierte psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung (MHPSS) sowie Dokumentation/Verweisung von schweren Kinderrechtsverletzungen. 

Geschlechtsspezifische Gewalt: Hier werden Massnahmen durchgeführt zur Risikominderung/Prävention/Reaktion und Gemeinschaftsplattformen in einen reflektierenden Dialog zur Beseitigung schädlicher Geschlechternormen eingebunden. Dieses Projekt stärkt und erweitert die Kinderschutz- und GBV-Dienste in Malakal und Renk, indem es Resilienz- und Wiedereingliederungsdienste einbezieht. Gemeinschaften werden sensibilisiert und Kapazitäten in Zusammenarbeit mit UNICEF und der Regierung gestärkt, um Missbrauch, Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung zu verhindern bzw. darauf zu reagieren.

Die Umsetzungsstrategie umfasst stationäre und mobile Programme zur Unterstützung von Kindern/Betreuungspersonen, einschliesslich derjenigen, die in den Aufnahmegemeinschaften leben und schwer zu erreichen sind. 

Vorgehen

Die Partnerorganisation Humane Aid for Community Organization (HACO), wird für die Eindämmung von und die Reaktion auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen zuständig sein und sichere Gemeinschaftsplattformen sowie einen reflektierten Dialog über soziale und geschlechtsspezifische Normen anbieten. Zu den Strategien gehören die Stärkung sektorübergreifender Dienste durch sichere Überweisungen in Schulen und Arbeitsstellen mit mobilen Programmen. 

Mitarbeiter:innen und Kontaktpersonen aus gefährdeten Bevölkerungsgruppen werden eingestellt. Zu den MHPSS-Aktivitäten gehören Sportturniere, Peer-to-Peer-Unterstützung und spezielle Beratung, um das Selbstvertrauen zu stärken und die Beziehungen zwischen Gleichaltrigen zu verbessern. Programme für Jugendliche und junge Erwachsene, die nicht zur Schule gehen, werden angeboten und mit Möglichkeiten zur Sicherung des Lebensunterhalts und Bildung verknüpft. Darüber hinaus werden zwei mädchen- bzw. frauenfreundliche Räume eingerichtet, um sichere Plattformen zu schaffen und von Frauen geleitete Massnahmen zur Bewältigung von Kinderschutz/GBV zu unterstützen.

Durch eine gemeinsame Umsetzung und eine gemeinschaftsgeführte Vorgehensweise werden die Rechte von Frauen und Mädchen gestärkt und gefördert. Dabei hat die Wiedereingliederung von UASC, Haushalten, die von Kindern geführt werden, minderjährigen Müttern und Überlebenden von Gewalt gegen Frauen und Mädchen unter den Geflüchteten und ankommenden Rückkehrenden höchste Priorität.

Ein gemeinschaftlicher Ansatz mit dem Modell «Champions of Change» wird die Gleichstellung der Geschlechter, die Anerkennung, die Eigenverantwortung und die Multiplikation inklusiver, positiver Verhaltensweisen durch Themen wie Mädchenkompetenz, Gewalt gegen Frauen, positive Männlichkeit, Kinderheirat, Inklusion von Menschen mit Behinderungen, positive Elternschaft und Lebenskompetenzen fördern. Das Projekt wird mit Männern/Jungen durch Dialoge in der Gemeinschaft und durch soziale Verhaltensänderungen erarbeitet. Durch konfliktsensible Ansätze wird sichergestellt, dass auch die Aufnahmegemeinschaften in Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen unterstützt werden.

Hintergrund

Im Jahr 2024 werden schätzungsweise 9,4 Millionen Menschen in Südsudan auf humanitäre Hilfe angewiesen sein, davon 2,2 Millionen Frauen, 4,9 Millionen Kinder und 337 000 Schutzsuchende. Verschärft durch die Sudan-Krise sind die ankommenden Rückkehrende und Geflüchtete in Obernil einem hohen Schutzrisiko ausgesetzt. Die meisten von ihnen sind mit Vertreibungen, Konflikten zwischen den Gemeinschaften, Überschwemmungen und Krankheitsausbrüchen konfrontiert und benötigen Überlebenshilfe, Nahrungsmittelhilfe und eine Existenzgrundlage. 259 451 Menschen sind in den Südsudan geflüchtet, davon 54 % Frauen und Mädchen, 47 % unter 18 Jahren. 91 % der Neuankömmlinge sind Südsudanesen, von denen 46 % (34 089) Kinder sind.

Busse bringen jeden Tag Hunderte von neuen Schutzsuchenden aus dem Sudan nach Renk. Photo: Plan International

Die Gender-Analyse von Plan International, HACO und regionalen Partnern, die im 2023 durchgeführt wurde, zeigt, dass Mädchen und Frauen, auch im Oberen Nil, in hohem Masse mit Gewalt konfrontiert sind, die durch negative Normen wie Vergewaltigung, sexualisierte Gewalt, Frühverheiratung, Belästigung und häusliche Gewalt noch verschärft wird. Die betroffenen Menschen in Malakal und Renk sind mit Unsicherheit, Konflikten, fehlenden Unterkünften, Bildung, Sicherheit und Unterstützung durch Gleichaltrige/Freundschaften konfrontiert, was ihre psychische Gesundheit, ihre Bewältigungsmechanismen und das schützende Umfeld für UASC, Jugendliche und junge Menschen mit Behinderungen weiter beeinträchtigt. 

Auch die Aufnahmegemeinschaften sind mit mehrfachen Benachteiligungen konfrontiert, die sich auf die bestehenden Dienste auswirken, von denen 1,4 Millionen Kinder betroffen sind. Durch die Unterbrechung des Lernprozesses werden die Kinder zu Arbeit und Ausbeutung gedrängt. Darüber hinaus wird Gewalt gegen Kinder nach wie vor zu wenig gemeldet, weil das Bewusstsein dafür gering ist, eine Sprachbarriere besteht, es nur begrenzte Dienste gibt, Stigmatisierung, Angst vor Vergeltung und Scham herrscht und nur wenige Dienste auf die Überlebenden ausgerichtet sind.